Das Porsche Museum in Stuttgart

Von der Schwieberdinger Straße kommend, entdeckt man als erstes die Porsche-Skulptur von Gerry Judah mit drei 911´ern, die aus unterschiedlichen Baujahren stammen. Das Kunstwerk soll die Historie des Unternehmens aufzeigen. Seit 2014 bildet dieses Artefakt mitten im Industriegebiet auf dem Porscheplatz einen markanten Punkt, der eine Hinlenkung auf das eigentlich Markante direkt dahinter bewirken soll: Das Museum, entworfen von den Wiener Architekten Delugan Meissl im Zuge eines Wettbewerbs. Es kommt weiß, monolithisch und schwebend daher. Die weißen geschlossenen Flächen der Fassade sind mit rautenförmigen Aluminiumplatten bedeckt, das riesenhafte Schaufenster durch das man von innen auf den Porscheplatz blicken kann, ist nach unten zum fußläufigen Eingang gekippt. Das Gebäude wirkt von vorne wie ein Ufo, von der Seite erinnert es mich eher an Gehry´s Fisch-Skulptur am Port Olympic in Barcelona.

Der Eingangsbereich

Mit dem Auto kommend fahren wir zunächst in die Tiefgarage des Museums und kommen dann darüber nach oben in die Empfangshalle des Museums. Die Decke besteht aus einem unregelmäßigen Raster aus Dreiecken, in die Verbindungslinien ist die Beleuchtung integriert. Zusätzlich sind in den Zwischenräumen Glaselemente angeordnet, die Tageslicht in den Innenraum bringen. Über eine Rolltreppe oder wahlweise natürlich auch über die Treppenanlage kommt man zum Anfang der Ausstellung, die mit einer gläsernen Pferdekutsche startet. Die eigentliche Ausstellungshalle ist sehr offen und weitestgehend stützenfrei. Die 12000 unterschiedlich dimensionierten Stahlstreben, ermöglichen Spannweiten von bis zu 60 Metern.

 

 

Der Innenraum

Am Ende der Rolltreppe betritt man den Hauptausstellungsraum, der größtenteils weiß gehalten ist. Nichts soll von den Ausstellungsstücken ablenken. Ich mag weiße Flächen sehr, aber nur weiß ist wirkungslos. Man braucht ein Pendant dazu. Das Büro HG Merz, das mit der Ausstellungsgestaltung beauftragt war, hat als Gegengewicht zum Weiß ein schwarzes Band direkt an der Fassade positioniert. Auf diesem schwarzen Band stehen die einzelnen Fahrzeuge aus der Reihe der Serienmodelle aufgereiht wie auf einer Perlenschnur. Wahlweise kann man auch an eine Stausituation oder an wartenden Autos an der Ampel denken (vgl. Artikel „Vom Wollen zum Werden“ db 04/2009). Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es immer wieder Sichtbeziehungen, die ich versucht habe mit meiner Kamera einzufangen.

Unterbrochen wird der schwarze Streifen durch dynamisch anmutende Thekengebilde, die technische Teile, wie etwa Motoren, der Fahrzeuge zeigen. Jeder Theke ist einer von insgesamt sechs Schlüsselcodes zugeordnet. Die Schlüsselcodes sollen laut Projektleiterin und PR-Abteilung die Marke Porsche widerspiegeln: leicht, clever, schnell, stark, intensiv und konsequent.

Die Konstruktion

Die Drei V-förmigen Stützen übernehmen, wie schon vorher angedeutet, die Last aus der Deckenkonstruktion. Ganz klassisch sind ebenfalls darin die Erschließung und die Versorgungskanäle untergebracht. Im Gesamten besteht die Statik des Monuments aus einem Komposit-Konstrukt, das sich aus den drei Betonpfeilern, den Stahlstreben und den Betondecken zusammensetzt. Insgesamt wurden über 20.000 Kubikmeter Beton beim Bau von Tiefgarage, Erdgeschoss, erstem Obergeschoss und den drei Hauptpfeilern verbaut. Die Tragkonstruktion wird von einem Stahlbau gehalten, der dem mehr als 5000 Quadratmeter großen Ausstellungsraums übergeordnet ist.

Die Herausforderungen

Auch oder gerade bei einem solchen Mammut-Projekt passiert Unvorhergesehenes. So durften die Tragwerksingenieure zwar die Statik für den „Dreibeiner“ (vgl. Artikel „Vom Wollen zum Werden“ db 04/2009) berechnen und ein Konzept für das Tragwerk entwickeln, durften sonst aber so gut wie nicht in Erscheinung treten. Verschiedene Planer wurden während der Bauphase ausgetauscht und das nicht immer zum allerbesten Zeitpunkt, Probleme wurden seitens Bauherr ganz diplomatisch als „Herausforderungen“ kommuniziert. Hört sich doch gleich viel besser an oder? Sollte man übrigens auch für die eigene Denke übernehmen finde ich. – Danke Herr Porsche!

Ein weiterer Knackpunkt der Planung waren, wie so oft in der Branche, die Kosten. Das Anfangsbudget war auf 50 Millionen gerechnet. Sehr bald nach Beginn der Planung musste diese Summe verdoppelt werden, um die „Herausforderungen“ zu bezahlen. Das Architekturbüro, das dich um die Genehmigungsplanung gekümmert hat und auch die Projektsteurer wurden gewechselt. Ob das etwas mit dem wachsenden Budget zu tun hatte? Ähnlich wie im Sport: Der Trainer fliegt, sobald er den Anforderungen nicht mehr stand hält? Der Zeitdruck ist bei solchen Problemen natürlich nicht wirklich zuträglich und so wurde das Museum erst ein Jahr später fertig als geplant. Gut Ding will eben Weile haben! Das sollte sich so manch eine(r) zu Herzen nehmen. Im Dezember 2008 wurden die Arbeiten beendet und am 31. Januar 2009 wurde der Bau erstmals für Besucher geöffnet.

 

„Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden: einen kleinen, leichten Sportwagen, der die Energie effizient nutzt. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.“

Ferry Porsche

Quellen:

Kritik „Vom Wollen zum Werden“ – db – Deutsche Bauzeitung 04/2009 – Christian Marquart
Internetpräsenz des Porsche Museums: www.porsche.com

* Dieser Blogbeitrag ist Teil der Blogparade #sonntagsglück von Katrin Rembold | Soulsistermeetsfiends.

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2 thoughts on “Das Porsche Museum in Stuttgart

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